Congress theme: “Future Libraries: Infinite Possibilities”

Haiti: drei Jahre danach

Русский | 简体中文 | français | العربية | English | Español

Was passiert, wenn die Ereignisse eines einzigen Tages das kulturelle Erbe einer ganzen Nation bedrohen? Nach einem verheerenden Erdbeben im Januar 2010 musste sich Haiti mit dieser schlimmen Situation auseinandersetzen. Neben den Zerstörungen, die die Menschen erleidet mussten, hat das Erdbeben auch einen großen Teil des kulturellen Erbes Haitis in Form von wichtigen Dokumenten, Drucksachen und Büchern zerstört. Es hat sich gezeigt, dass in Haiti umfangreichere Standards für die Behandlung und Konservierung von Dokumenten notwendig sind.

Die IFLA hat auf Grund dessen zusammen mit dem Internationalen Archivrat (ICA) und der Association of National Committees of the Blue Shield (ANCBS), das Projekt Arche iniitiert. Das Projekt wird von Danielle Mincio, Vorsitzendem der IFLA-Sektion Bestandserhaltung and Konservierung geleitet und hat das Ziel ein professionelles Zentrum für die sofortige Behandlung von Dokumenten aufzubauen. Gleichzeitig soll es als Schulungszentrum fungieren, in dem einheimischen Studierende Kenntnisse der Bestandserhaltung vermittelt werden, und letztlich die Federführung dabei haben, das lanfristige Bestehen des Projekts zu sichern.

Das Ark Projekt, welches das erste dieser Art ist, musste verschiedene Herausforderungen, insbesondere beim Fundraising und der Durchführung, meistern. Danielle merkte an: "Ich musste meinen Job wechseln - ich war es gewohnt eine Bibliothekarin zu sein, aber nun musste ich eine Unternehmerin werden." Danielle musste sehr schnell lernen, wie man steuerrechtliche und interkontinentale Transportfragen am besten klärt und auch wie man effektiv mit lokalen Behörden kommuniziert, um ihre Unterstützung zu erhalten. Flexibilität ist wichtig. "Man muss seine Arbeitsweise anpassen. Auch wenn man gewohnt ist beispielsweise in einer europäische Art und Weise zu arbeiten, muss man seine Denkweise ändern, weil man eben in einem anderen Land arbeitet." Darüber hinaus erwies es sich als sehr schwer einen geeigneten Standort für das Ark Projekt zu finden: seit April 2012 musste der Standort zweimal gewechselt werden.

Ark Projekt

Mit der Hilfe der Ark-MitarbeiterInnen ist es nun möglich das Projekt in einem gleichmäßigen Tempo weiterzuentwickeln. Die staatlichen Unterstützungen haben sich als sehr hilfreich für das Ark Projekt erwiesen, denn nur so konnte die gute Lage neben Fort Jacques in Kenscoff möglich werden, wo derzeit die hölzernen Bauelemente für das Zentrum installiert werden. Das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten hat einen Vollzeit-Assistenten und einen Sicherheitsservice zur Pflege und Sicherung der Räume bereitgestellt. Darüber hinaus hat die State University of Haiti ihre Ausbildung beim Ark Projekt in ihr Memory und Heritage Masters Programme integriert, sodass die Studierenden professionelle Zertifikate in Bestandserhaltung und Konservierung bekommen.

Danielle teilt außerdem die positive Nachricht mit, dass auf Grund der großzügigen Finanzierung aus dem Prins Claus Fund (Niederlande) und von der Stadt Genf das Ark Projekt bereits bis Ende Oktober 2013 eingeweiht werden kann. 25 Freiwillige wurden geschult und sind bereit anzufangen und weitere 30 Freiwillige aus Paris haben bereits ihr Interesse für zukünftige Einsätze bekundet. Diese Freiwilligen werden in einem sog. Freiwilligenhaus mit Vollverpflegung untergebracht, das mit dem Haiti PEN Club geteilt wird, um den kulturellen Austausch zu ermöglichen. Nach drei Jahren sorgfältiger Vorbereitung und Planung ist das Ark-Projekt schließlich fertig und es kann damit begonnen werden Haitis kostbare Erbe zu retten.

Wenn Sie Interesse daran haben, bei diesem wichtigen Projekt mitzuhelfen, wenden Sie sich bitte an Danielle Mincio Danielle.mincio@bcu.unil.ch. Die Einsätze dauern in der Regel 2 Wochen und bestehen aus einem Team von fünf Personen. Freiwillige sollten Französisch und/oder Haitianisch sprechen.