Congress theme: “Future Libraries: Infinite Possibilities”

Unangenehme Wahrheiten

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"Meine Gedanken sind heute geprägt von einem gewissen Unwohlsein." So machte Dr Cherian George, ein singhalesischer Autor und Wissenschaftler, gleich zu Beginn seiner Rede bei der Plenarsitzung klar, dass diese ein paar unangenehme Wahrheiten enthalten werde. In der Tat liefen seine Thesen darauf hinaus, dass die Darstellungen in den Medien nicht immer der Wahrheit entsprechen. Ganz im Gegenteil manipulieren die Massenmedien oft die Wahrheit, um die Meinung der Menschen zu beeinflussen. Jedoch geschieht dies auf eine derart uneindeutige Weise, dass die Rolle von BibliothekarInnen als "Schützer und Bewahrer" von Information wichtiger ist denn je.

Dr. George CherianGeorge stellte fest, dass JournalistInnen und BibliothekarInnen einen starken Glauben an die Macht öffentlich zugänglichen Wissens teilen. Dennoch rief er dazu auf, die verbreitete Annahme in Frage zu stellen, dass Zugang zu Wissen alleine bereits ausreichend sei. Dazu erläuterte er den Begriff "unbekannte Wahrheiten", den er aus Donald Rumsfelds berühmtem Zitat ableitete.

Die "unbekannten Wahrheiten", erklärte George, umfassen Wahrheiten, die den Autoritäten bekannt sind, aber für die Öffentlichkeit undurchsichtig gemacht werden. Regierungen und Unternehmen verändern den Blickwinkel auf Nachrichteninhalte und deren Priorität. So präsentieren sie der Öffentlichkeit, was er "truthiness" nennt, überzeugende, aber verdrehte Versionen der Wahrheit. Um dies zu verdeutlichen, verwies er auf die zweifelhaften Berichte, die die globale Erwärmung als "Falschmeldung" darstellen. Er geht davon aus, dass dahinter Konzerne stecken, die wenig Interesse daran haben, Emissionen zu reduzieren.

Was George allerdings am meisten fürchtet ist das Phänomen der Straffreiheit in diesem Kontext, denn manchmal ist sich die Öffentlichkeit der Wahrheit bewusst, aber meidet diese trotzdem. Dies geht über die Frage nach Zugang und der Verteilung von Wissen hinaus. Hier geht es um die Psyche der KonsumentInnen von Massenmedien. Obwohl wir in der informationsreichsten Gesellschaft in der Geschichte der Menschheit leben, kann dieses enorme Potential derzeit durch die Tendenz des Einzelnen zu Apathie und Bevorzugung des Status Quo unterwandert werden. In einer Analogie zu George Orwlles dystopischem Roman 1984, verglich er Julias Desinteresse an den Bemühungen des Protagonisten, die Zensur des Big Brother aufzudecken, mit der Gleichgültigkeit vieler heutiger BürgerInnen.  

In seinem Fazit achtete George darauf, nicht zu einfache Antworten zu geben. Als er von einem Zuhörer gefragt wurde, ob er einen Ort und eine Epoche nennen könne, wo die Medien der Realität gewachsen waren, antwortete er schlicht mit nein. Es ist offensichtlich, dass für George die Medien noch einen langen Weg vor sich haben, um ihren moralischen Kernauftrag zu erfüllen, der mit Roger Silverstone darin besteht, Hilfsmittel für die Meinungsbildung bereitzustellen. Er ermutigte alle BibliothekarInnen, wachsam und scharfsichtig zu bleiben und weiterhin der Gesellschaft als wichtige Hüter autorisierter und authentischer Information zu dienen.

Die vollständige Rede von Cherian George ist jetzt erhältlich.